Demenz-Pflege im 3-Welten-Modell

Angehörige entlasten, Betroffene unterstützen

Demenz verändert vieles. Das Gedächtnis lässt nach, Orientierung geht verloren, und oft kommen Ängste und innere Unruhe dazu. Jede und jeder Betroffene zeigt eigene Facetten – ob Bewegungsdrang wie bei Herrn M., 79 Jahre alt, oder das Bedürfnis nach Ruhe, das Frau S., 92, jeden Tag spürt. Auch Herr T., 84, der die Lebendigkeit um sich herum liebt, und Frau N., 87, die täglich „nach Hause“ zu ihren Kindern möchte, zeigen, wie unterschiedlich Demenz erlebt wird.

Im Regionalen Pflegezentrum Baden (RPB) begleiten wir Menschen mit Demenz ganz individuell. Unser Ziel: Würde, Sicherheit und Lebensqualität – angepasst an den jeweiligen Zustand und die Bedürfnisse der Betroffenen. Dafür setzen wir das „3-Welten-Modell“ des Gerontopsychiaters Dr. Christoph Held um. Dieses Modell unterteilt die Pflege in drei Phasen, die den Menschen genau dort abholt, wo er steht.

Erste Phase: Halt und Struktur in herausfordernden Momenten

Der Anfang der Demenz ist geprägt von herausfordernden Momenten. Die Betroffenen bemerken ihr Nachlassen, versuchen aber, ihr gewohntes Leben fortzuführen. Diese Phase, die wir als "Welt der kognitiven Erfolglosigkeit" bezeichnen, bringt Frustration und Traurigkeit mit sich – verständlicherweise.

In der ersten Welt legen wir daher viel Wert auf ein unterstützendes Umfeld, das die Emotionalität und Selbstständigkeit fördert. Im Alltag bieten wir kleine Aufgaben an, die Erfolgserlebnisse schaffen, wie das gemeinsame Tischdecken oder Gartenarbeit. Damit fokussieren wir auf das Hier und Jetzt, und Erinnerungen oder die Gedächtnisleistung treten in den Hintergrund. Gespräche und kleine Routinen, die sich nicht um das Erinnern drehen, helfen den Betroffenen, sich sicher zu fühlen – und Angehörigen dabei, ihren Liebsten auf dieser Reise zu begleiten.

Zweite Phase: Orientierung geben in Zeiten der Ziellosigkeit

Mit der zweiten Phase, der "Welt der kognitiven Ziellosigkeit", geht oft eine zunehmende Orientierungslosigkeit einher. Manchmal irren die Betroffenen umher, oft wirken selbst vertraute Orte plötzlich fremd. Auch das Sozialverhalten verändert sich, was für Angehörige und Betreuende oft eine Herausforderung darstellt.

Um diese Menschen liebevoll zu unterstützen, gestalten wir das Umfeld so, dass es sie sanft leitet und beruhigt. Hierfür haben wir im RPB beispielsweise kleine "Food-Stationen" eingerichtet. Diese ermöglichen es unseren "Wandernden", unterwegs immer wieder einen kleinen Imbiss zu sich zu nehmen, was ihnen Sicherheit und ein Gefühl von Versorgung vermittelt. Die Umgebung gibt Orientierung und schafft Halt in einer Zeit, in der vieles fremd erscheint.

Dritte Phase: Schutz und Geborgenheit in verletzlichen Momenten

Das fortgeschrittene Stadium einer Demenz stellt Betroffene in die "Welt der kognitiven Schutzlosigkeit". Hier gehen Sprache, Gestik und das Verständnis für die Umgebung weitgehend verloren. Die Menschen in dieser Phase sind sensibel und nehmen Reize besonders intensiv wahr, können sie jedoch kaum noch einordnen. Sicherheit, Ruhe und Geborgenheit werden immer wichtiger.

Wir gestalten deshalb die Pflege für diese Menschen so reizarm wie möglich und bieten zugleich gezielte Sinnesanregungen an. Die sogenannten mobilen Pflegeoasen fördern einfache Bewegungen und kleine motorische Versuche. So bieten sanfte Klänge, Düfte und ruhige Handberührungen eine Form von Geborgenheit, wenn Worte nicht mehr reichen. Rituale, die wir sorgfältig auf die Bedürfnisse der Betroffenen abstimmen, bringen regelmässig Ruhe und Vertrautheit – was auch für Angehörige entlastend wirkt, da es ihnen ermöglicht, ein tiefes emotionales Band zu ihren Liebsten zu halten.

Ein Ort der Würde und Entlastung für Angehörige

Das RPB bietet Betroffenen und deren Angehörigen Sicherheit und Unterstützung im Umgang mit Demenz. Unsere individuelle Pflege entlastet und schenkt Betroffenen ein Umfeld, das auf ihre Bedürfnisse eingeht. So wird der Alltag für alle Beteiligten spürbar leichter und erfüllter.

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