Ich kann nicht mehr

Und darf das auch sagen

Wenn pflegende Angehörige an ihre Grenzen kommen – und wie das Tages- und Nachtzentrum Baden hilft, bevor es zu spät wird.

 

Früher war Verena gerne Gastgeberin. Ein schön gedeckter Tisch, Gespräche bis spät am Abend – das gehörte für sie einfach dazu. Heute weiss sie kaum noch, wann sie das letzte Mal in Ruhe gegessen hat. Seit ihr Mann an einer Demenz erkrankt ist, hat sich ihr Alltag verändert. Was vor zwei Jahren mit kleinen Hilfen begann, ist mittlerweile ein Fulltime-Einsatz geworden. Alles dreht sich um ihn: die Struktur des Tages, die Erledigungen, die Nacht. Freizeit ist zur Ausnahme geworden, Selbstfürsorge zur entfernten Erinnerung.

«Ich war nur noch in Funktion. Und gleichzeitig hatte ich das Gefühl, nicht genug zu tun.»

So wie Verena geht es vielen. Pflegende Angehörige begleiten, organisieren, kümmern sich – oft über Monate oder Jahre hinweg. Sie tun das mit grosser Hingabe.
Aber sie geraten auch an ihre Grenzen. Und die Frage steht im Raum: Darf man das sagen – «Ich kann nicht mehr» – ohne sich schuldig zu fühlen?

 

Der unsichtbare Alltag pflegender Angehöriger

Angehörige übernehmen Aufgaben, für die andere eine professionelle Ausbildung brauchen – oft zusätzlich zu Beruf, Familie und Haushalt. Sie stehen mitten im Leben und funktionieren, weil es sonst keiner tut. Und dennoch bleiben wichtige Fragen oft unbeantwortet:

  • Wer kümmert sich um die eigene Gesundheit?
  • Wann bleibt Zeit für Erholung, für Schlaf, für Begegnungen mit Freunden und Freizeitaktivitäten?

 

Viele Angehörige pflegen über Jahre hinweg ohne professionelle Unterstützung. Sie verzichten auf Ferien, auf Freizeit, auf Schlaf – und manchmal auch auf sich selbst. Das Resultat:

  • körperliche Erschöpfung
  • emotionale Überforderung
  • soziale Isolation
  • Angst, zu versagen

 

Warum «Ich kann nicht mehr» ein starker Satz ist

Diesen Satz hören wir im RPB regelmässig. Schambehaftet, unter Tränen. Doch es ist weder falsch noch egoistisch, sich einzugestehen, dass es zu viel ist. Im Gegenteil: Es ist ein Schritt der Selbstverantwortung – und der Fürsorge für beide Seiten. Denn wer dauerhaft über seine Belastungsgrenze geht, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch die Qualität der Betreuung.

Angehörige, die regelmässig unterstützt werden:

  • fühlen sich gesünder,
  • erleben weniger psychische Belastung
  • und können ihre Aufgabe länger mit Stabilität und Herz ausfüllen.

Hier beginnt der Raum für eine wichtige Erkenntnis: Pflege gelingt nur langfristig, wenn auch die Angehörigen gut begleitet werden.

 

Das Tages- und Nachtzentrum (TNZ) Baden

Unser TNZ ist eine teilstationäre Einrichtung, die pflegende Angehörige gezielt und individuell entlastet – ohne dass der pflegebedürftige Mensch sein gewohntes Umfeld dauerhaft verlassen muss. Die Angebote sind flexibel kombinierbar und richten sich an Menschen mit und ohne Demenz. Diese Möglichkeiten stehen Ihnen offen:

 

Angebot

Zeitrahmen

Typischer Anlass

Tagesbetreuung

8 – 18 Uhr

Arzttermine, persönliche Auszeiten, berufliche Termine, Einkaufen

Nachtbetreuung

18 – 8 Uhr

Durchschlafen, Nachtruhe bei nächtlicher Unruhe der betreuten Person

Tageweise Entlastung

1 – mehrere Tage/Woche

Regelmässige Freiräume, Beruf, Familie, Hobbies nachgehen

Ferienaufenthalte

Bis zu 90 Tage

Erholungsurlaub, Reha- oder Spital-Aufenthalt, längere Auszeit

Notfallaufnahme

Rund um die Uhr

Plötzliche Erkrankung, Spitaleinweisung, familiäre Krisen

 

All das 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr.

 

Fallbeispiel: Als es zu viel wurde

Verena hatte lange alles selbst übernommen. Sie war rund um die Uhr für ihren Ehemann da – aus Sorge, aus Verantwortung, aus Liebe. Den Gedanken, ihn auch nur stundenweise in die Obhut anderer zu geben, schob sie monatelang von sich. Zu gross war die Angst, er könne sich nicht zurechtfinden, fremdeln, verloren wirken. Doch mit der Zeit merkte Verena, dass ihre Kräfte schwanden. Es war nicht mehr nur Müdigkeit – es war eine Erschöpfung, die sich tief in den Alltag legte. In einem offenen Gespräch mit dem TNZ-Team entschied sie sich, die Tagesbetreuung an zwei Tagen pro Woche auszuprobieren. Heute sagt sie:

«Ich dachte, ich lasse ihn im Stich. Doch es war der richtige Schritt – für uns beide.»

Verena hat wieder Zeit für sich: für einen Spaziergang, für den Einkauf ohne Eile, für ein Gespräch bei Kaffee und Gipfeli mit ihrer Schwester. Ihr Mann wird im TNZ liebevoll begleitet, findet Struktur, Ansprache und Sicherheit. Und Verena hat etwas zurückgewonnen, das sie lange vermisst hat: die Möglichkeit durchzuatmen – mit gutem Gefühl.

 

Nehmen Sie sich und ihre Gesundheit ernst

Vielleicht spüren auch Sie schon seit Längerem, dass es zu viel wird. Oder Sie sind müde, gereizt, kraftlos – aber sagen sich: «Es geht schon noch.»

Denken Sie daran:

  • Sie sind nicht egoistisch, wenn Sie müde sind.
  • Sie sind nicht weniger liebevoll, wenn Sie sich Hilfe holen.
  • Und Sie sind nicht allein.

Pflege ist eine Verantwortung. Aber sie darf nicht zur Selbstaufgabe werden. Erfahren Sie mehr auf unserer TNZ-Seite oder besuchen Sie unsere Infoveranstaltung.


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