Raum der Sinnlichkeit
Sexualität im Alter enttabuisieren
Intimität und Zweisamkeit sind grundlegende menschliche Bedürfnisse, die auch im Alter bestehen bleiben. Trotzdem wird über dieses Thema kaum gesprochen, besonders wenn es um ältere Menschen geht. Dabei bleibt der Wunsch nach Nähe, Zärtlichkeit aber auch mehr ein Leben lang bestehen. Im Regionalen Pflegezentrum Baden (RPB) nehmen wir dieses Thema ernst und schaffen hierfür entsprechenden Raum.
Warum ist Sexualität im Alter noch immer ein Tabuthema?
Viele der Seniorinnen und Senioren sind in einer Zeit aufgewachsen, in der Sexualität ein privates, ja fast schambesetztes Thema war. Mangelnde Aufklärung, moralische und religiöse Werte sowie traditionelle Rollenbilder prägen noch immer das Denken vieler älterer Menschen – vor allem Frauen fällt es oft schwer, offen über ihre Wünsche zu sprechen.
Aber auch jüngere Generationen tragen unbewusst zur Tabuisierung bei. Es hält sich hartnäckig die Annahme, ältere Menschen hätten kein Interesse mehr an Sexualität. Tatsächlich sehnen sich viele weiterhin nach Nähe und Zärtlichkeit. Oft fehlen jedoch die passenden Rahmenbedingungen, besonders in Pflegeeinrichtungen.
Wie verändert sich das Bedürfnis nach Sexualität im Alter?
Mit zunehmendem Alter wandelt sich die Art, Sexualität zu erleben. Während in jüngeren Jahren oft der Geschlechtsverkehr im Vordergrund steht, gewinnen im Alter andere Formen der Intimität an Bedeutung: Berührungen, Kuscheln, sanfte Streicheleinheiten und emotionale Nähe. Sexualität ist mehr als der körperliche Akt – sie bedeutet auch Geborgenheit, Vertrauen und Verbundenheit.
Unser Ansatz: respektvoller Umgang mit Nähe und Intimität
Im Regionalen Pflegezentrum Baden ist Intimität kein Tabuthema. Wir betrachten sie als natürlichen Bestandteil des Lebens und schaffen ein Umfeld, in dem unsere Bewohnerinnen und Bewohner ihre Bedürfnisse in einem geschützten, respektvollen und selbstbestimmten Rahmen ausleben können.
Gleichzeitig ist Pflege sehr körpernah – Berührungen gehören zum Alltag. Dabei kann schnell die Frage aufkommen: Was passiert, wenn es zu unangenehmen oder unangemessenen Situationen in einer Pflegesituation kommt? Solche Fälle sind selten, doch wir setzen auf klare Richtlinien und gezielte Schulungen, um einen professionellen, respektvollen Umgang sicherzustellen – sowohl für unsere Bewohnerinnen und Bewohner als auch für unsere Mitarbeitenden.
Der «Raum der Sinnlichkeit» – ein Vorzeigeprojekt
Ab 2026 setzen wir mit dem «Raum der Sinnlichkeit» ein klares Zeichen: Ein geschützter Rückzugsort für Diskretion, Nähe und persönliche Zeit – mit einem Beitrag von der Age-Stiftung gefördert.
Gerade für Bewohnerinnen und Bewohner, die in Mehrbettzimmern leben, bietet dieser Raum die Möglichkeit, sich ungestört mit einer Partnerin, einem Partner, einer vertrauten Person – oder einfach mit sich selbst – zurückzuziehen. Denn Intimität bedeutet nicht nur Sexualität. Sie kann auch Händchenhalten, Kuscheln, ein tiefes Gespräch oder Momente der Stille und Selbstreflexion umfassen.
Manchmal braucht es einfach einen geschützten Raum, um allein zu sein – fernab vom Allem, um zur Ruhe zu kommen und sich mit den eigenen Gedanken zu befassen.
Das Tabu brechen
Sinnlichkeit kennt kein Alter – es ist an der Zeit, offen darüber zu sprechen. Möchten Sie mehr erfahren? Unsere Broschüre «Sexualität und Sinnlichkeit im RPB» bietet weitere Einblicke.